Nach der Dauerrally gibt es aktuell Rücksetzer im Wachstumsmarkt der Nebenwerte – offenbar Gewinnmitnahmen. Doch immer mehr Analysehäuser und Banken nehmen die „Kleinen“ unter der Lupe, und raten oft zum Kauf.
17. Mai 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Das Scale-Segment legt eine Atempause ein. Genau vor zwei Wochen hatte der Scale All Share mit 1.807,44 Punkten ein neues Allzeithoch erreicht, am Montagmorgen sind es 1.744 Punkte.
Damit hängt der Index, der Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen abbildet, die „großen“ Indizes wie DAX, MDAX und SDAX immer noch um Längen ab: Auf Sechsmonatssicht kommt der Scale All Share auf ein Plus von 39 Prozent, auf Zwölfmonatssicht auf 75 Prozent. Der DAX kann dagegen nur mit 17 und 47 Prozent, der MDAX mit 12 und 38 Prozent und der SDAX mit 18 und 53 Prozent aufwarten. Etwas schwächer als der Scale All Share präsentiert sich der Auswahlindex Scale 30: Der liegt aktuell bei 1.634 Punkten, deutlicher unter dem Februar-Rekord von 1.789 Zählern.
Überflieger mit Rücksetzern
Cliq Digital, The Naga Group, Media & Games Invest – eine ganze Reihe von Anlegerfavoriten haben zuletzt verloren. Auf Zwölfmonatssicht bleibt Cliq Digital (DE000A0HHJR3) allerdings Top-Performer. Der Kurs hat sich seit Mai 2020 fast versechsfacht. Es folgen die auf Schiffe spezialisierte Anlagegesellschaft Ernst Russ AG (DE000A161077), der Hersteller von Batteriekomponenten IBU-tec advanced materials (DE000A0XYHT5), die Beteiligungsgesellschaft Media and Games Invest (MT0000580101) und der Ökofondsanbieter Ökoworld (DE0005408686). Deren Kurse haben sich seit Mai 2020 verdrei- oder vervierfacht.
Kräftig Federn lassen musste in den vergangenen Monaten der einstige Top-Performer The Naga Group (DE000A161NR7). Der Aktienkurs des Fintechs, das eine Social Trading- und Kryptohandels-Plattform anbietet, hat sich seit dem Hoch vom Februar bei 9,25 Euro fast halbiert, zuletzt aber etwas erholen können auf aktuell 5 Euro. Naga meldete vergangene Woche auch für den April ein Rekordwachstum bei Anmeldungen, Einzahlungen und Handelsvolumen.
Neuzugang Apontis
Neu im Segment ist das Pharmaunternehmen ApontisPharma (DE000A3CMGM5). Die Aktie wurde zu 19 Euro platziert und kostet aktuell mit 18,05 Euro etwas weniger. Das aus Teilen der ehemaligen Schwarz Pharma hervorgegangene Unternehmen will die Mittel aus dem Börsengang unter anderem in die Entwicklung neuer „Single Pills“ stecken. Eigenen Angaben zufolge ist Apontis bei diesen Produkten, die mehrere kombinierte Nachahmerwirkstoffe in einer einzigen Kapsel oder Tablette beinhalten, führend.
„Cliq mit weiter guten operativen Entwicklung“
Nach Ansicht der Analysten von Montega ist die Cliq Digital-Aktie, die nach dem Allzeithoch von 41 Euro jetzt nur noch 30,60 Euro kostet, viel zu billig. Sie trauen der Aktie jetzt sogar 54 statt 44 Euro zu und raten weiter zum Kauf. Montega begründet das unter anderem mit „erfreulichen“ Quartalszahlen und bleibt auch für die Zukunft optimistisch: „Da die Nachfrage nach digitalen Entertainmentprodukten unverändert hoch sein sollte und sich erste positive Effekte durch die Umstellung des Marketings in Europa zeigen, dürfte Cliq auch im zweiten Quartal an die gute operative Entwicklung anknüpfen.“
Media & Games „weiter auf dynamischem Wachstumskurs“
Ebenfalls schwächer zeigt sich die Aktie der auf die Medien- und Gaming-Branche spezialisierten Beteiligungsgesellschaft Media and Games Invest: Nachdem im April ein Allzeithoch von 5,23 Euro erreicht wurde, sind es jetzt nur noch 3,94 Euro. First Berlin bestätigt die Kaufempfehlung trotz der erfolgten Kapitalerhöhung, nennt aufgrund der Verwässerungseffekte aber nun ein Kursziel von 5,80 statt 6,10 Euro. Mit der hohen Finanzkraft sei das Unternehmen nun in der Lage, zwei bis drei Unternehmen übernehmen zu können. Dadurch ergäben sich erhebliches Wachstums- und Ergebnispotenzial sowie umfangreiche Synergieeffekte innerhalb der Gruppe.
Auch GBC hat das Kursziel für Media and Games Invest wegen des Verwässerungseffekts gesenkt, und zwar von 7,35 auf 6,92 Euro. Grundsätzlich rechnen die Analysten aber ebenfalls mit der Fortsetzung des dynamischen Wachstumskurses. Die Kapitalmaßnahme eröffne zudem ein großes Wachstumspotenzial.
„EQS bald führender Cloud-Anbieter für Compliance und IR“
Die Aktie des Anbieters von Compliance- und Investor Relations-Lösungen EQS Group hat nach dem Allzeithoch bei 41,40 Euro im Februar kräftig nachgegeben, aktuell kostet sie 31,40 Euro. Das Analysehaus GBC erwartet aber eine Kurserholung und hat den fairen Wert von 31,70 auf 40,40 Euro erhöht. Setze sich der Konjunkturaufschwung fort, könne EQS 2021 mit Umsätzen von 46 Millionen und 2022 mit 58 Millionen Euro rechnen.
GSC Research votiert bei EQS jetzt mit „Halten“ statt „Verkaufen“ und nennt ein Kursziel von 36 statt 22 Euro. Den Analysten zufolge profitiert EQS von den drei Megatrends Digitalisierung, Regulierung und Globalisierung. Das Unternehmen verfolge konsequent das Ziel, bis 2025 zum führenden europäischen Cloud-Anbieter für globale Corporate-Compliance- und Investor-Relations-Lösungen zu werden, heißt es.
Analysehaus | Scale-Unternehmen | Empfehlung | Kursziel in Euro | aktueller Kurs in Euro |
SMC Research | Blue Cap | Kaufen | 46,00 | 26,40 |
GBC | Deutsche Grundstücksauktionen | Kaufen | 23,00 | 19,60 |
GBC | MagForce | Kaufen | 11,00 | 3,91 |
SMC Research | Noratis | Kaufen | 30,60 | 20,30 |
GSC Research | Scherzer | Halten | 3,15 | 2,94 |
SMC Research | mVise | Halten | 3,50 | 2,41 |
SMC Research | Mensch und Maschine | Halten | 63,70 | 58,20 |
BankM | Datron | Kaufen | 11,60 | 8,80 |
SMC Research | 2G Energy | Kaufen | 102,60 | 89,10 |
First Berlin | 2G Energy | Hinzufügen | 108,00 | 89,10 |
von: Anna-Maria Borse
© 17. Mai 2021, Deutsche Börse AG